Hessischer Verkehrsspiegel

PANORAMA | Hessischer Verkehrsspiegel 03/2023 40 41 H allo Herr Gerheim, wo errei- chen wir Sie gerade? Im Büro in Griesheim bei Darm- stadt. Dort bin ich schon seit 5.30 Uhr. Das ist meine Zeit, da kann ich jeden Morgen ein bis zwei Stunden ungestört Dinge erledigen, bevor ich später am Tag stark ge- blockt bin. Außerdem sind unsere gewerbli- chen Jungs auch früh dran, und die Disposition startet ebenfalls schon um 6.00 Uhr. Da will ich nicht zurückstehen (lacht). Seit zwei Jahrzehnten verbindet man Ihren Namen mit Friedrich Friedrich. Wie sah Ihr Werdegang aus, ehe sie dort an- geheuert haben? Nach dem Abitur habe ich eine Lehre zum Speditionskaufmann bei Schenker gemacht. Anschließend war ich stellvertretender Ge- schäftsführer bei einem Sportverein. Die folgenden acht Jahre habe ich für eine Möbel- spedition gearbeitet, die wie wir Mitglied bei der DMS ist. 2003 bin ich zum damaligen Unternehmen Gebrüder Friedrich gekommen, und seit der Fusion zu Friedrich Friedrich drei Jahre später bin ich Geschäftsführer. Sie haben mal gesagt, Sie hätten sich der Umzugslogistik verschrieben, weil Sie nichts anderes könnten. Was muss man als Umzugslogistiker können? Ich bin ein Organisationstalent und mag Kun- denkontakt, beides ist in unserer Branche sehr wichtig. Klassisches Speditionsgeschäft und Umzugslogistik sind überhaupt nicht miteinan- der vergleichbar. Wir transportieren nicht ein- fach Dinge, sondern – vor allem bei Privatum- zügen – emotionale, ideelle Werte. Beim einen ist es eine Schallplattensammlung, im nächsten Fall sind es Plüschtiere. Die eine Wohnung ist vollgestellt, die nächste durchstrukturiert. Und dann gibt es Aufträge wie den Umzug eines Großkrankenhauses im laufenden Betrieb, den wir in diesem Jahr abgewickelt haben. Auf all das muss man sich einstellen. Wie erleben Sie die Zeit seit Beginn der Pandemie? Hatten und haben die quasi Oliver Gerheim zählt zu den prägenden Köpfen der hessischen Umzugsbranche. Seit 20 Jahren ist er für Friedrich Friedrich in Griesheim im Einsatz, die längste Zeit davon als Geschäftsführer. Grund genug für eine Bestandsaufnahme. Unterwegs mit… Oliver Gerheim Reine Umzüge sind eine einfache Aufgabe, längst schon leistet Friedrich Friedrich auch Komplexeres „Wenn wir weiterhin so gut durchs Fahrwasser kommen wie bisher, bin ich zufrieden“: Oliver Gerheim dauerhaften Herausforderungen Ein- fluss aufs Geschäft? Absolut. Während der Pandemie galt es plötzlich, mit jeder Menge Regelungen und Vorschriften umzugehen. Wir mussten die Besatzungen unserer Wagen verkleinern und deshalb mehr Fahrzeuge einplanen. Unsere Träger mussten mit Masken arbeiten, das hat sich natürlich auf die Leistungsfähig- keit ausgewirkt. Die hohen Teuerungsraten seit dem vergangenen Jahr wiederum haben nötige Aufwendungen in vielen Bereichen in die Höhe getrieben, denken Sie nur ans Verpackungsmaterial – und natürlich an die Lohnkosten. Sie haben noch immer direkten Kontakt zu Stammkunden. Warum ist Ihnen das wichtig? Wir haben große Kunden, für die wir längst nicht nur Umzüge abwickeln, sondern viel umfangreicher als Logistikdienstleister im Ein- satz sind. Wir nennen das Inhouse-Logistik. Einen entsprechend hohen Stellenwert haben diese Kunden für unser Geschäft. Bei dreien davon bin ich tiefer involviert, da will ich weiterhin aus erster Hand mitbekommen, was läuft. Das sind jeweils über viele Jahre gewach- sene Beziehungen. Bei einem dieser Kunden sind wir mit einem Büro vor Ort, weil wir den kompletten Facility-Management-Bereich übernommen haben, der zum Beispiel auch Büroumbauten oder Umzüge von EDV-Ein- richtung umfasst. Teils sind wir da sogar in die kaufmännische Planung involviert. Wie sieht ein typischer, von Ihrem Unternehmen organisierter und abge- wickelter Umzug aus? Den gibt es gar nicht, weil sich unsere Auf- träge so stark voneinander unterscheiden. Da ist zum Beispiel der Privatumzug innerhalb der Region, bei dem ein Berater vor Ort alles in Augenschein nimmt, und am Umzugstag sind wir mit vier Leuten, einem Lkw und ge- gebenenfalls einem Außenaufzug im Einsatz. Auf der anderen Seite gibt es den Umzug eines Angestellten von New York nach Sin- gapur. Da sind die Herausforderungen ganz andere, und wir arbeiten mit Partnerunter- nehmen vor Ort zusammen. Mitunter ziehen wir auch komplette Büros um. Da fahren wir dann mit 20, 30 Leuten vor und haben Equipment wie Transporthunde und Rampen dabei. Was allerdings alle Umzüge gemein- sam haben: Wir versuchen, alles schnell und akkurat hinzukriegen – und dabei für unsere Mitarbeiter so körperschonend und kraftspa- rend wie möglich. Warum zählt Friedrich Friedrich seit so langer Zeit zu den führenden Umzugs- unternehmen? Dafür gibt es einige Gründe. Zunächst einmal sind wir gesund und organisch auf unsere heutige Größe von knapp 300 Mitarbeitern und einen Umsatz von 30 Millionen Euro im Jahr gewachsen. Hinzu kommt, dass wir uns spezialisiert haben: auf Krankenhauslogistik, aber auch auf Bürologistik, in der wir hier im Rhein-Main-Gebiet führend sein dürften. Und ein ganz wichtiger Punkt: Wir wollen Kümmerer und Problemlöser sein. Auch bei uns geht mal was zu Bruch, das kann man nicht verhindern. Aber jeder Kunde kann sich sicher sein: Wenn wir gebucht werden, dann kommen da nicht einfach vier starke Jungs mit 1000 Volt in den Armen, sondern dann erbringen wir eine von A bis Z durchgeplante, in vielen Fällen hochkomplexe Leistung. Hat man nach 20 erfolgreichen Jahren in ein und demselben Unternehmen noch große berufliche Ziele und Träume? ZUR PERSON Oliver Gerheim, Jahrgang 1969, ist in Frankfurt geboren. Er ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Und wie kommt sein Unternehmen zum ungewöhnlichen Namen? „Eine unserer beiden Vorgänger-Fir- men wurde von zwei Brüdern mit Nachnamen Friedrich ge- gründet – und die andere vom dritten Bruder, der tatsächlich Friedrich Friedrich hieß.“ FRIEDRICH FRIEDRICH ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Traditionsreiches und führen- des Möbelunternehmen in der deutschen Umzugsindustrie, das auf nationaler und inter- nationaler Ebene passgenaue Leistungen für Firmenumzüge, Privatumzüge oder Büroumzüge anbietet. Darüber hinaus zählen zum Angebot des Umzugsdienst- leisters mit Sitz in Griesheim Selfstorage-Lagerung, modernes Warehousing in Containern und der professionelle Handel mit gebrauchten Büromöbeln. Wir wollen Kümmerer sein. Fotos: Friedrich Friedrich (3) Nein, den einen, großen Traum habe ich nicht mehr. Wenn wir weiterhin so gut durchs Fahrwasser kommen wie bisher und ich dabei weiterhin am Steuerrad stehen darf, dann bin ich zufrieden. Denn das bedeutet dann schließlich, dass fast 300 Familien ein vernünftiges Auskommen haben. www.friedrich-umzug.de

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